Poker Essays

Strategie, Mindset und Beispiele für Theorie und Praxis

Polarisierte Ranges und kondensierte Ranges

Einleitung

In diesem Artikel lernst du die Konzepte der polarisierten Range und der kondensierten Range kennen, welche von erfahrenen Spielern für das Gameplan Design im Allgemeinen aber auch für die Bewertung konkreter Spielsituationen und relevanter Spielzüge im Speziellen verwendet werden.

Polarisierte Ranges

Eine Range wird als polarisierte Range bezeichnet, wenn sie hauptsächlich aus starken und schwachen Händen besteht und wenige oder gar keine mittelstarke Hände beinhaltet.

Ein typisches Beispiel sind 3-Bet-Ranges vor dem Flop oder Raising Ranges am Flop. Am anschaulichsten lassen sich polarisierte Ranges jedoch am River erläutern.

Wenn ein Spieler am Showdown eine Bet setzt, spricht dies typischerweise
  • für einen Bluff – um stärkere Hände zum folgen zu bringen – oder
  • für eine Value Bet – um Value von schwächeren Händen zu extrahieren.

Eine Bet mit einer mittelstarken Hand am River ist häufig nicht sinnvoll, da der Gegner nur dann callt wenn du geschlagen bist.

Beispiel für eine polarisierte Range

Stell dir folgende Situation vor:

Preflop (Pot 1.5bb): MP2 folds, MP3 folds, CO (100bb) raises 3bb, BU (100bb) calls, SB folds, BB folds
Flop (Pot 7.5bb): K♣ 4♠ 2♥
CO (97bb) bets 5bb, BU (97bb) calls
Turn (Pot 17.5bb): 7♥
CO (92bb) bets 10bb, BU (92bb) calls
River (Pot 37.5bb): J♦

Sollte der CO in dieser Situation eine erneute Bet setzen, so kannst du davon ausgehen, dass er entweder eine starke Hand wie AK oder besser hält oder aber hin und wieder mit einem Bluff, wie zum Beispiel einem verpassten Draw eine Bet setzt.

Ebenso kannst du davon ausgehen, dass der CO eben keine mittelstarke Hand wie QhJh bettet, da es unwahrscheinlich ist, dass der BU mit einer schlechteren Hand called oder mit einer besseren Hand folded.

Kondensierte Ranges

Das Gegenteil einer polarisierten Range ist eine „nicht-polarisierte Range“, welche in der Fachliteratur auch als “kondensierte Range“ bezeichnet wird.

Eine kondensierte Range besteht im Gegensatz zur polarisierten Range hauptsächlich aus mittelstarken Händen und beinhaltet wenige oder gar keine starken oder schwachen Hände.

Kondensierte Ranges treten typischerweise dann auf, wenn ein Spieler auf einem Draw Heavy Board nur check/called.

Beispiel für eine kondensierte Range

Stell dir folgende Situation vor:

Preflop (Pot 1.5bb): MP2 folds, MP3 folds, CO (100bb) raises 3bb, BU folds, SB folds, BB (99bb) calls
Flop (Pot 6.5bb): Q♥ T♥ 4♣
BB checks, CO (97bb) bets 4bb, BB (97bb) calls
Turn (Pot 14.5bb): 7♠
BB checks, CO (93bb) bets 10bb, BB (93bb) calls

In dieser Situation kannst du davon ausgehen, dass die Check-Call-Range des BB nur wenige oder gar keine starken Hände beinhaltet, da die meisten von ihnen entweder am Flop oder am Turn geraised haben würden.
Ebenso kannst du davon ausgehen, dass diese Range nur wenige oder gar keine schwache Hände beinhaltet, da diese entweder am Flop oder am Turn gefolded hätten.

Solange die River Card die Check/Call Range nicht signifikant verbessert, kannst du davon ausgehen, dass die Range des BB am River weiterhin depolarisert, also kondensiert ist.

Bedeutung polarisierter Ranges für das eigene Spiel

Für dein eigenes Spiel solltest du mitnehmen, dass polarisierte Ranges, welche aus starken und schwachen aber kaum mittelstarken Händen bestehen, im Verhältnis relativ leicht zu spielen und damit entsprechend profitabel sind.

Entsprechend solltest du es vermeiden all deine starken Hände für Value Bets zu verwenden, da dies bedeutet, dass wenn du nur callst, du auf einer kondensierten Range sitzt.

Das ist in sofern problematisch, als dass die besseren Spieler am Tisch gegen dich hohe Value Bets setzen können, da sie wissen, dass du diese Value Bets nicht schlagen kannst.

Aus diesem Grund ist es sinnvoll, in deinem Gameplan Design darauf zu achten, dass du auch in deiner Checking Range starke Hände hältst, um zu verhindern, dass deine Gegner nach einem Check effektiv gegen dich Value-betten können.

Welche Möglichkeiten du hast, deine Ranges zu designen hast du im Artikel zum Gameplan Design gelernt.

Abschließend bleibt zu erwähnen, dass Ranges nicht zwingend polarisiert oder kondensiert sein müssen. In Situationen in denen preflop erhöht wurde aber beide Spieler weite Ranges haben, ist es häufig so, dass der Flop die Stärke vieler Hände aus der Preflop Range signifikant verändert.

So kannst du zum Beispiel davon ausgehen, dass eine Bet in Position auf einem T♥ 8♥ 4♣ -Flop normalerweise sowohl mit starken Made Hands, mittelstarken Hände sowie Draws und Bluffs gesetzt werden kann. Entsprechend kannst du in diesen Situationen weder von einer polarisierten noch einer kondensierten Range ausgehen.

Zusammenfassung und Ausblick

Das Konzept der polarisierten Range und das Konzept der kondensierten Range sind wichtige Elemente für das Game Plan Design.

Wenn du mehr zum Theme Gameplan design im Allgemeinen und polarisierten Ranges im Speziellen erfahren möchtest, empfehle ich dir die Lektüre von Matthew Jandas Applications of No Limit Hold'em aus dem auch die Beispiele entliehen sind .