Poker Essays

Strategie, Mindset und Beispiele für Theorie und Praxis

Pot Size und Pot Control

Einleitung

In diesem Artikel erfährst du, warum die Pot Size ein entscheidendes Kriterium für deine Entscheidungen in einer Hand ist und weshalb es manchmal auch mit einer starken Hand besser ist, um einen kleinen Pot zu spielen als direkt ein All In zu provozieren.

Die Bedeutung der Pot Size

Die Pot Size ist ein elementarer Faktor in jeder Hand. Als grundsätzliche Daumenregel hat sich für viele Spieler folgender Leitsatz bewährt:

  1. Big Pots and Big Bets with Big Hands. (Großer Pot und große Bets mit starken Händen)
  2. Small Pots and Small Bets with Small Hands. (Kleine Pots und kleine Bets mit schwachen Händen)

So simpel diese Regel auch klingen mag, viele Spieler verletzen sie in der Praxis so häufig, dass sie keine Chance haben das Spiel langfristig profitabel zu spielen. Ein Spieler der mit seinen schwachen Händen regelmäßig um große Pots spielt, wird diese regelmäßig verlieren. Und ein Spieler, der es nicht schafft, mit seinen starken Händen genügend Chips in den Pot zu bekommen, wird entsprechend von seinen Mitspielern nicht ausbezahlt werden.

Und dennoch wirst du gerade auf den unteren Limits und bei schwächeren Spielern immer wieder beobachten, dass sie mit ihren starken Händen versuchen trickreiche Slowplays oder Checkraises anzustreben und am Ende der Hand einen kleineren Pot gewinnen als wenn sie straight-forward gebettet oder geraised hätten. Ebenso verbreitet ist die Schwäche von Freizeitspielern für absurd hohe Bluffs. Je größer der Bluff, um so häufiger muss er gelingen, damit er als Spielzug profitabel ist. Und ein absurd hoher Bluff müsste entsprechend absurd häufig gelingen.

Pot Control

Pot Control beschreibt die Strategie eines Spielers, die Größe des Pot in einer konkreten Hand mit seinen Bets, Checks und Raises so zu manipulieren, dass sie eine bestimmte Größe nicht über- oder unterschreitet.

Typischerweise hat Pot Control dann besondere Relevanz, wenn du entweder eine sehr starke Hand (Monster) hast und das Maximum gewinnen möchtest oder aber in einer Situation bist, in der du mit einer mittelstarken Hand entweder hoher Favorit oder extremer Underdog (way ahead way behind) bist.

Pot Control mit Monstern

Stell dir folgende Situation vor.

Preflop:
CO (100bb) hält 4♠ 4♥
2 folds, CO(100bb) raises 3bb, BU (100bb) raises 9bb, 2 folds, CO calls
Flop: A♣ 4♦ 9♥ (19bb).

Der CO hat ein Set gefloppt und der BU setzt eine Continuation Bet in Höhe von 10bb. CO möchte jetzt den Pot dahingehend manipulieren möglichst viele Chips zu gewinnen, im Idealfall All In zu gehen. Die Range des BU beinhaltet viele Aces aber auch Hände die nichts getroffen haben. Gegen die Hände die nichts getroffen, wird es schwer noch mehr zu gewinnen. In den Fällen, in denen der BU ein Ace hält will der CO idealerweise All In gehen, in jedem Fall aber noch mindestens eine weitere Bet am Turn kassieren.

Eine Strategie die dies erreicht in ein Check/Call am Flop.

Flop (19bb): A♣ 4♦ 9♥
CO (91bb) checks, BU (91bb) bets 10bb, CO calls
Turn (39bb): A♣ 4♦ 9♥ 5♠
CO (81bb) checks, BU (81bb) bets 25bb, CO calls
River (89bb): A♣ 4♦ 9♥ 5♠ Q♦
CO (56bb) bets 56bb allin, BU (56bb) calls

Am Turn erscheint eine Lowcard und der CO entscheidet sich wieder für den Check/Call. Kleine Aces sollen mit einer Bet nicht vertrieben werden und Bluffs sollen weiterbluffen. Am River ist der Pot 89bb groß und jeder Spieler hat noch einen Stack von 56bb. Der Pot ist inzwischen derart angewachsen, dass der BU auf eine All In Bet mit jeder vernünftigen Hand eine schwere Entscheidung hat ob er wirklich aufgeben möchte. Der CO geht All In, der BU callt und verliert die Hand mit A♦ T♦ .

Pot Control mit mittelstarken Händen

Sieh dir das Beispiel jetzt aus der Sicht des BU an.

Preflop:
BU (100bb) hält A♦ T♦. 2 folds, CO(100bb) raises 3bb, BU (100bb) raises 9bb, 2 folds, CO calls
Flop (19bb): A♣ 4♦ 9♥

Der BU hat Top Pair auf einem unkonnektiertem Board mit einer High Card geflopt und setzt auf den Check des CO eine Continuation Bet. Eine Möglichkeit den Pot in diesen Situationen klein zu halten ist ein Check am Flop, spätestens jedoch am Turn. Top Pair ist auf diesem Board eine Hand die entweder hoher Favorit ist zu gewinnen (gegen kleinere Aces oder Pockets) oder hoher Underdog gegen Sets ist.

Flop (19bb): A♣ 4♦ 9♥
CO (91bb) checks, BU (91bb) bets 10bb, CO calls
Turn (39bb): A♣ 4♦ 9♥ 5♠
CO (81bb) checks 25bb, BU (81bb) checks
River (39bb): A♣ 4♦ 9♥ 5♠ Q♦
CO (81bb) bets 20bb, BU (81bb) calls

Mit dieser Strategie gewinnt der BU gegen schlechtere Hände mehr oder genauso viel wie mit den Bets an Flop und Turn, da er mit den Bets schlechtere Hände aus dem Pot treibt, der Check jedoch schlechtere Hände zum Bluffen animieren kann.
Am River bettet der CO etwa 1/2 Pot Size. Der BU schätzt die Situation so ein, dass der CO an dieser Stelle mit vielen Händen betten kann, entweder als Bluff, wahrscheinlicher noch als Value bet mit jeder Queen oder schwächeren Aces und callt. Der CO zeigt 4♠ 4♥ und gewinnt die Hand mit seinem Set.

Obwohl der BU die Hand verloren hat, war sein Spiel erfolgreich. Denn mit der gewählten Strategie hätte er gegen schlechtere Hände genauso viel oder mehr gewonnen und gegen die besseren Hände weniger verloren als im ersten Beispiel.

Ob Pot Control mit mittelstarken Händen angebracht ist, hängt stark vom Board ab. Insbesondere Way Ahead Way Behind Situationen eigenen sich für Pot Control, da eine mögliche Freecard für den Gegner nach einem check in einem kleinen Pot keine Katastrophe ist.

Zusammenfassung und Ausblick

Du hast in diesem Artikel die Bedeutung der Pot Size und das Konzept von Pot Control kennengelernt. Versuche dich in deinem Spiel immer an der Regel Big pots and big bets with big hands, small pots and small bets with small hands zu orientieren. Inwieweit mit mittelstarken Händen die Vorteile von Pot Control das Risiko einer Freecard für den Gegner ausgleichen hängt insbesondere davon ab, ob die Struktur des Boardes auf eine Way Ahead Way Behind Situation hindeutet.