Poker Essays

Strategie, Mindset und Beispiele für Theorie und Praxis

Die vier Prinzipien erfolgreichen Pokerspiels

Einleitung

In diesem Artikel lernst du die vier grundlegenden Prinzipien hinter erfolgreichem Spiel beim No Limit Texas Hold’em kennen. Diese Prinzipien sind von so grundlegender Natur, dass sie in fast jeder Form von Poker anzutreffen sind.

Die vier Prinzipien sind:
  1. Das Prinzip der starken Hände
  2. Das Prinzip von aggressivem Spiel
  3. Das Prinzip der Bet
  4. Das Prinzip des variablen Spiels
    Diese Prinzipien finden sich in fast jedem aktuellen Buch über erfolgreiches Pokerspiel wieder, mit Bezug zu Texas Holdem empfehle ich dir das entsprechende Kapitel in Dan Harringtons Klassiker Harrington on Online Cash games.

Prinzip 1 – Das Prinzip der starken Hände

Das erste der Prinzipien ist das Prinzip der starken Hände. Das Prinzip der starken Hände hilft dir beim Verständnis, wann du betten, checken, callen oder folden solltest. Typischerweise möchtest du mit

  • deinen starken Händen betten,
  • mit deinen Händen mittlerer Stärke checken oder callen und
  • mit deinen schwachen Händen folden oder bluffen.

Dass du mit deinen starken Händen grundsätzlich eine bet setzen möchtest sollte auf der Hand liegen. Mit einer starken Hand bist du in einer aussichtsreichen Position, aufgrund deiner Handstärke am Showdown zu gewinnen. Also möchtest du mehr Chips im Pot sehen. Der Check anstelle einer Bet mit den mittelstarken Händen mag auf den ersten Blick weniger eingängig sein. Jedoch, eine mittelstarke Hand hat wie ihr Name impliziert ein gewisses Showdown Value. Das heisst, es besteht die Chance, dass du am Showdown gewinnst, wenn du ihn erreichst. Wenn du nun deine mittelstarken Hände bettest ist es wahrscheinlich, dass deine Gegner ihre schwachen Hände aufgeben oder dich im schlimmsten Fall aus dem Pot bluffen. Und falls Dein Mitspieler eine starke Hand hält, hast du durch die Bet für ihn den Pot gefüttert. Du hättest durch die Bet also nichts gewonnen, da du entweder durch den Fold des Gegner eine Hand gewinnst, die du am Showdown genauso hättest gewinnen können oder aus der Hand geblufft wirst, bzw. falls dein Gegner callt mit der schlechteren Hand den Pot gefüttert hast.
Dass du deine schwachen Hände in der Regel folden möchtest sollte auch auf der Hand liegen. Diese Hände eignen sich auch hervorragenden als Bluff, insbesondere, da du mit Blick auf die eben besprochenen Punkte keine wirklichen Alternativen zum bluffen hast. Mit einer starken Hand kannst du nicht als Bluff betten, da du davon ausgehst, die stärkste Hand zu halten. Mit einer mittelstarken Hand stehst du vor der Herausforderung, dass du nach einem Raise des Gegners folden müsstest, jedoch im Zweifel aus der Hand geblufft worden bist.

Die zwei großen Vorteile die eine wertlose Hand beim bluffen hat sind
  • Wenn dein Gegner gegen deinen Bluff aufgibt, dann vermutlich mit einer besseren Hand.
  • Wenn dein Gegner raised oder callt, dann kannst du mit deiner wertlosen Hand ruhigen Gewissens davon ausgehen, dass du geschlagen bist und musst keine weiteren Chips mit in die Hand investieren.

Prinzip 2 – Das Prinzip des aggressiven Spiels

Prinzip Nummer 2 ist das Prinzip des aggressiven Spiels. In den meisten Fällen ist beim No Limit Texas Hold’em aggressives Spiel (also betten und raisen) die bessere Wahl als passives Spiel (also checken und callen).

Ein Spieler, der sich für einen passiven Spielzug entscheidet hat im wesentlichen ein Ziel. Er möchte möglichst kostengünstig die nächste Setzrunde bzw. den Showdown erreichen. Der Nachteil dieses Spiels ist es, dass es mit passivem Spiel nur einen Weg gibt, eine Hand zu gewinnen. Du musst die beste Hand am Showdown halten. Ist die Hand des Gegners auch nur minimal besser als die deine dann gewinnt er.

Aggressives Spiel hingegen erlaubt es dir, eine Hand auf zwei verschiedenen Wegen zu gewinnen. Du kannst deine Hand gewinnen wenn der Gegner auf eine Bet oder Raise von dir aufgibt und du kannst am Showdown gewinnen.
Und da du mit zwei Wegen zu gewinnen in den meisten Fällen in einer bessere Situation bist als mit nur einem Weg, ist in den meisten Fällen aggressives Spiel die bessere Wahl als passives Spiel.

Prinzip 3 – Das Prinzip der Bet

Das dritte der vier Grundprinzipien, das Prinzip der Bet, beschäftigt sich mit den Grundlagen des erfolgreichen bettens.

Typischerweise sollte eine Bet eines der drei folgenden Ziele verfolgen:

1. Mit der Bet soll eine bessere Hand zum folden gebracht werden – du möchtest den Pot ohne Showdown gewinnen.
2. Mit der Bet soll eine schwächere Hand zum callen gebracht werden – du gehst davon aus am Showdown zu gewinnen und möchtest mehr Chips im Pot sehen.
3. Mit der Bet sollen Spieler mit Draws dazu gebracht werden, für die nächste Karte zu bezahlen – du möchtest deinen Mitspielern nicht kostenlos die Chance geben, deine eigene Hand noch zu überholen.

Auch wenn Aggression, wie im Prinzip des aggressiven Spiels erläutert, der Passivität in den meisten Fällen vorzuziehen ist, sollte aggressives Spiel nie ein Selbstzweck sein, sondern eine Bet oder ein Raise immer ein konkretes Ziel verfolgen.

  • Wenn die Bet eine stärkere Hand zum folden bringt, gewinnst du einen Pot, den du am Showdown vermutlich nicht gewonnen hättest.
  • Wenn die Bet eine schwächere Hand zum Callen anregt, fütterst du einen Pot mit Chips, den du vermutlich gewinnen wirst.
  • Und wenn dein Gegner einen Draw hält, zwingst du ihn mit der Bet dafür zu bezahlen, die nächstes Karte zu sehen.

Wenn die Situation jedoch derart ist, dass eine Bet jede schwächere Hand zum folden bringt und du nur durch stärkere Hände gecallt oder gar aus dem Pot geraist werden kannst, ist aggressives Spiel nicht die beste Wahl. Dann kann es besser sein, Strategien zu wählen, die dich so günstig wie möglich zum Showdown bringen. Dies kann u.a. dennoch durch aggressives Spiel um eine Freecard geschehen oder durch simples checken und callen – bzw. wenn du davon ausgehst klar geschlagen zu sein und die Odds und Outs ein weiterspielen nicht erlauben, durch folden – Winning by folding!

Prinzip 4 – Das Prinzip des variablen Spiels

Im Poker möchtest Du es vermeiden, immer das selbe zu tun. Für ein erfolgreiches Pokerspiel hat es sich bewährt, die Mitspieler darüber im Unklaren zu lassen welche konkrete Hand du hältst. Wenn du aus spieltheoretischer Sicht nicht in gemischten sondern in “reinen” Strategien spielst, wird es für deine Mitspieler bei fortschreitender Spielstärke relativ leicht sein, deine Strategie zu erkennen und auszunutzen.. Deshalb ist es sinnvoll von Beginn an die Konzepte zu beherrschen, welche es deinen Gegnern so schwierig wie möglich machen dein Spiel und deine konkrete Hand zu durchschauen.

Je stärker die Gegnerschaft, um so wichtiger ist es, das Prinzip des variablen Spiels zu berücksichtigen. Einige bewährte Möglichkeiten, wie du dies vor dem Flop und am Flop in dein eigenes Spiel implementieren kannst, hast du in den Artikeln zu den Starthänden bzw. dem Spiel am Flop kennengelernt. Von daher empfehle ich dir, diese Artikel noch einmal zu studieren und dabei zu prüfen, an welchen Stellen die vier Grundprinzipien erfolgreichen Pokerspiels zum Einsatz kommen.

Zusammenfassung und Ausblick

In diesem Artikel hast du die vier Prinzipien erfolgreichen Pokerspiels kennengelernt.

  1. Das Prinzip der starken Hände
  2. Das Prinzip von aggressivem Spiel
  3. Das Prinzip der Bet und
  4. Das Prinzip des variablen Spiels

Für ein intensiveres Studium der vier Prinzipien empfehle ich dir die Lektüre von Dan Harringtons sehr gutem Buch Harrington on Online Cash games.