Poker Essays

Strategie, Mindset und Beispiele für Theorie und Praxis

Bankroll Management - Wie viel Geld benötigst du zum Pokern?

Einleitung

In diesem Artikel bespreche ich mit dir das Thema Bankroll Management (BRM). Dabei gehe ich auf die Bedeutung eines geeigneten Bankroll Managements ein und beantworte dir die Fragen danach, wie viel Geld du zum Poker spielen benötigst und mit welcher Bankroll du den Aufstieg auf das nächst höhere Limit wagen kannst, bzw. lieber wieder absteigen solltest.

Grundsätzliche Überlegungen

Ich möchte mit einigen grundsätzlichen Überlegungen starten, was die Bankroll eigentlich ist und weshalb die Beachtung eines angemessenen Bankroll Managements nicht unterschätzt werden sollte. Wenn du dir überlegst, was du zum Pokerspielen wirklich benötigst, so lässt sich diese Überlegung mit einer einzigen Antwort abschließen. Du benötigst eine Bankroll, also Geld mit bzw. um das du spielen kannst. Betrachte deine Bankroll daher als den integralen Bestandteil deiner Ausrüstung für das Spiel. Für Fußball benötigst du Trikot, Sporthose und Schuhe (eventuell noch einen Ball), für Schwimmen Bikini, Badeanzug oder Badehose, zum Hämmern einen Hammer und zum Pokern eben die Bankroll. Ohne geht es nicht.

Daraus folgt, dass du, wenn du das Spiel langfristig spielen möchtest, deine Bankroll hegen und pflegen musst, also acht gibst, dass sie stets in angemessenem Zustand für dein Spiel ist. Am einfachsten erreichst du dies in dem Du beherzigst, dass die Bankroll für das Spiel reserviert ist, du dich aus der Bankroll also nicht für Besorgungen des täglichen Bedarfs bedienst. Niemand käme schließlich auf die Idee, die Fußballschuhe im Büro oder aber Bikini oder Badehose zum Einkaufen anzuziehen oder gar mit dem Hammer an der Kasse zu bezahlen.

Die Erfahrung zeigt, dass du diese Einstellung am ehesten verinnerlichst, wenn der Betrag deiner Bankroll innerhalb deiner Komfortzone liegt, also für dich auch wirklich entbehrlich ist. Poker ist ein Spiel mit Risiken und die Größe deiner Bankroll ist Schwankungen unterworfen. Auch wenn es sich um echtes Geld handelt und daher ein hinreichendes Maß an Demut angebracht ist, dein bestes Spiel kannst du nur zeigen, wenn der Verlust der Bankroll für dich verschmerzbar wäre und die nächste verlorene Hand dir keine schlaflosen Nächte bereiten würde.

Mit diesem Verständnis lässt sich herleiten, dass du deine Bankroll insbesondere als Indikator dafür verwenden kannst, welche Limits für dich bespielbar sind und welche eher nicht. Dabei gilt immer und in jedem Fall: Die bespielten Limits sollten in einer angemessenen Relation zur Höhe der Bankroll stehen.

Dabei ist es nicht nur die Höhe der Bankroll, sondern natürlich auch deine persönliche Komfortzone welche die Höhe der Limits bestimmt. Fühlst du dich mit den Beträgen die auf einem Limit gesetzt werden unwohl, steige lieber wieder ab. Es ist so unendlich viel besser auf einem etwas tieferen Limit zu gewinnen, als aufgrund von zu viel Respekt vor der Größe des Pots auf einem höheren Limit zu verlieren.

Und dies bringt mich auch zum letzten aber nicht minder wichtigen Punkt bzgl. der grundsätzlichen Überlegungen zum Bankroll Management. Der Auf- und Abstieg zwischen den Limits gehört zum Spiel. Sind die Voraussetzungen gegeben, also dass du dein aktuelles Limit schlägst, deine Bankroll groß genug ist und die gesetzten Beträge für dich am Ende des Tages entbehrlich wären, wage ruhig den Aufstieg. Stellst du jedoch fest dass die Gegnerschaft zu stark ist, deine Bankroll ein sinnvolles Spiel nicht mehr ermöglicht oder aber die Größe der Einsätze deine persönliche Komfortzone überschreitet, steige ruhig wieder ab. Habe ich dir schon gesagt, dass es so unendlich viel besser ist, auf einem tieferen Limit zu gewinnen als auf einem höheren Limit zu verlieren? Beherzige es!

Drei Arten des Bankroll Management

Im folgenden stelle ich dir mögliche Herangehensweisen an das Bankroll Management für die Praxis vor. Wie du dir inzwischen sicher denken kannst, variieren diese stark – je nach Spiel und Gegnerschaft aber auch Limits, persönlicher Ambition und persönlicher Komfortzone.


Die drei Arten des Bankroll Management

Freizeit BRM

In freizeitorientierten Partien hat sich für viele Spieler bewährt, als Schwellwert für den Aufstieg bzw. Abstieg von Limit zu Limit 25 buy-ins zu wählen.
Freizeitorientiert meint insbesondere das Spiel um Cent-Beträge mit Freunden, oder aber live im Casino die kleinsten angebotenen Limits (etwa NL100 oder NL200). Allerdings steht im Casino vielen Spielern ihre persönliche Komfortzone im Weg, da 25 buy-ins auf NL100 schon 2500€ bedeuten und auf NL200 sogar 5000€.
Angenehmer bezüglich der Komfortzone, aber mit im Schnitt etwas stärker Gegnerschaft, sieht es bei den freizeitorientierten Partien online aus, also in etwa die Spiele von NL1 bis NL10, welche Bankrolls von nur 25€ bis hin zu etwa 250€ erfordern.

Schlägst du diese Limits mit sehr guten 10bb auf 100 Hände, würdest du entsprechend 25k Hände benötigen, um zum nächsten Limit aufzusteigen falls dieses doppelt so hoch ist. Zum Beispiel von NL 5 auf NL10. Ist das nächst höhere Limit 2.5 mal so hoch, würde die Anzahl der benötigten Hände entsprechend auf 37500 steigen.
Schlägst du das Limit mit immer noch sehr guten 5bb auf 100 Hände würdest Du 50000 respektive 75000 Hände benötigen, bei einer Winrate von 2bb auf 100 Hände entsprechend 125000 Hände oder 187500 Hände.

Fortgeschrittenen BRM

In fortgeschrittenen Spielen hat sich für viele Spieler ein konservativeres Bankroll Management bewährt, z.B. mit einem Schwellwert von 50 buy-ins des jeweiligen Limits.

Live im Casino ist dies häufig an den Tischen NL500 oder NL1000 der Fall für welche Du eine Bankroll von 25000€ bzw. 50000€ benötigen würdest.

Online sind die Limits kleiner, dafür ist die Gegnerschaft stärker. Entsprechend nutzen viele fortgeschrittene Spieler die 50 buy-in Regel auf den Limits NL20 und NL50, was Bankrolls von mindestens 1000€ bzw. 2500€ entsprechen würde.

Aufgrund des höheren Schwellwertes verweilen die Spieler auch entsprechend länger auf den Limits also bei einer Winrate von 10bb auf 100 Hände zwischen 50000 und 75000 Händen, einer Winrate von 5bb auf 100 Händen zwischen 100000 und 150000 Händen und einer Winrate von 2bb auf 100 Händen zwischen 250000 und 375000 Händen. Schaffst du es online diese Limits mit 10bb auf 100 Hände zu schlagen, bist du zum einen ein sehr guter Spieler und würdest zum anderen bei etwa 1000 Händen am Tag zwischen zwei und drei Monaten für den Aufstieg benötigen.

Experten BRM

In Experten- und Profispielen triffst du auf eine starke Gegnerschaft. Entsprechend hat sich für viele Spieler ein noch konservativeres Bankroll Management von mindestens 100 buy-ins des jeweiligen Limits bewährt.

Live im Casino findest du diese Spiele ab ca. NL2000 sowie online auf den Limits NL100 und höher. Während du für diese Spiele live im Casino eine Bankroll von mindestens 200000 Euro einplanen solltest, erreichen die Bankrolls selbst auf den kleineren Expertenpartien online beachtliche Höhen von mindestens 10000 Euro.

Im Vergleich zum “Fortgeschrittenen BRM” verdoppeln sich bei gleichbleibender Winrate auch die Mindeststehzeiten auf den Limits. Da die Spieler auf Experten- und Profiniveau jedoch oft vom Spiel leben und Geld aus ihrer Bankroll abfließen lassen, sind auch deutlich längere Stehzeiten zu beobachten.

Zusammenfassung und Ausblick

In diesem Artikel hast du die Bedeutung des Bankroll Management kennen gelernt und weißt jetzt, wie viel Geld du zum Pokern eigentlich benötigst. Wenig überraschend variierte der Betrag in Abhängigkeit von der Höhe des angepeilten Limits, deiner persönlichen Ambition sowie deiner Komfortzone. Ausserdem hast du gelernt, dass die Bankroll letztendlich das entscheidende Accessoire deiner Pokerausrüstung darstellt. Entsprechend solltest du sie auch losgelöst von deinen sonstigen Vermögenswerten betrachten, und der Betrag in der Bankroll sollte für dich entbehrlich sein. Dann ist die Bankroll ein ausgezeichneter Indikator für die Höhe der bespielbaren Limits. Ach ja, und vergiss beim Thema Bankroll Management bitte nie: Es macht viel mehr Spaß auf einem kleineren Limit zu gewinnen, als auf einem größeren Limit, aus welchen Gründen auch immer, zu verlieren.